|
Bei uns macht der Zwillingspapa viel. Von Anfang an. Hätte er die anatomischen Vorraussetzungen dafür, hätte er die Zwillinge im Wochenbett vermutlich auch gestillt, nur damit ich endlich mal ein bisschen Schlaf bekommen. Allerdings sind wir beide wohl ganz froh, dass ich hier die einzige mit vorzeigbaren Brüsten bin. Naja, so vorzeigbar Brüste eben sind, mit denen Zwillinge gestillt wurden. Aber ich schweife ab.
JETZT ALS PODCAST ANHÖREN:
Was ich eigentlich sagen möchte: Ich lebe hier in einem Zustand, der einerseits auf einer ordentlichen Portion Glück basiert. Ich habe mir einen Mann an Land gezogen – oder bin an Land gezogen worden, das kann man jetzt sehen, wie man es braucht – der seine Verantwortung kennt, sieht und erfüllt. Wir müssen jetzt nicht darüber sprechen, dass es auch in diesem Haushalt Mülleimer gibt, von denen manchmal niemand so genau weiß, wer für ihre Entleerung eigentlich zuständig ist.
Aber im Großen und Ganzen ist der Mann auf Zack. Weil es ihm wichtig ist, dass es mir gut geht. Er ist bereit, einiges dafür zu tun. Ist vermutlich auch besser so, denn wem nicht klar ist, was für eine Plage unzufriedene Frauen sind, der kann mal eben die Bibel zur Hand nehmen und im Buch Hiob nachschlagen.
Zwillingspapa bei der Arbeit.Der Mann ist eben auch ein sehr präsenter Vater. Er steht nachts genauso viel oder wenig auf wie ich – das sparen wir uns durchs Familienbett. Vielleicht müssen – oder vielmehr dürfen – Zwillingsväter auch wesentlich eher mit anpacken als Einlingsväter. Wenn ich ausreichend Arme gehabt hätte, ich wohl auch versucht, die Kinder noch mehr auf eigene Faust zu bespaßen. Hatte ich aber nicht. Und so musste ich früh und zähneknirschend lernen, abzugeben. Aufgaben und Kinder.
Veraltete Rollenbilder?
Vielleicht ist das so ein Mutterding, dieses Nicht-loslassen-wollen. Bei Aufgaben und bei Kindern. Vielleicht sind das aber auch noch fiese, hartnäckige Überreste ziemlich antiquierter Rollenbilder, die uns manchmal Stöcke zwischen die Beine werfen. Denn schließlich teilt man sich als Mann und Frau ja dieses Elternding. Fifty-fifty. Von Anfang an: Jeder eine Eizelle und ein Spermium. Haha. Oder eben das ganze im Doppelpack – oder was auch immer. Aber das beide daran gleichermaßen beteiligt sind, ist ja wohl unumstritten!
Und so ist es doch auch mit der Verantwortung, oder nicht? Oder sind Väter nur zu 20, 30 oder vielleicht auch zu 40 Prozent Eltern, während Mutti den Rest stemmt? Ich fürchte, in vielen Familien ist das so. In unterschiedlichsten Ausprägungen und aus unterschiedlichsten Gründen. Oftmals, weil der Mann den größten Teil des Einkommens einfährt. Ich könnte mich jetzt noch in der Aufregung darüber versteigen, warum Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, aber darum kümmere ich mich lieber ein anderes Mal.
Zusammen unterwegs.Doch ganz oft beobachte ich, dass Mütter – selbst wenn sie dann nach der Elternzeit wieder zurück im Beruf sind – sich immer noch einen riesigen Berg an Aufgaben aufhalsen. Kinder anziehen, Kinder durch die Gegend chauffieren, Einkäufe durch die Gegend chauffieren, Putzmittel und -lappen durch die Wohnung schwingen, in Kitas jahreszeitlich abgestimmte Fensterbilder basteln, Kinder ins Bett bringen, Wäsche waschen und was es nicht noch alles so zu tun gibt.
Für alles verantwortlich?
Letztendlich fühlen wir uns für einen ganz schönen Koloss an Dingen verantwortlich. Wenn es nicht die Verpflegung und Bekleidung der Familie ist, dann aber ganz bestimmt am Ende des Tages für das Seelenheil unserer Kinder. Das ist eine ziemliche Menge. Bestimmt mehr als 50 Prozent, oder? An dieser Stelle wäre jetzt Platz für ein Totschlagargument. Keines auf Lager? Macht nichts, ich stelle gerne eins zur Verfügung: „Das ist aber leider nun mal so, und das lässt sich auch nicht ändern.“ Noch eins? Gerne! „Das ist das Schicksal der Mütter.“ Noch nichts Passendes gefunden? Kein Problem: „Bei mir klappt das eben besser als bei meinem Mann.“
Kann ich alles irgendwie nachvollziehen, und unter Garantie habe ich jede dieser Plattitüden selbst schon etliche Male bemüht. Doch ich merke auch, dass ich an meine Limits stoße. Auf der einen Seite. Doch da sitze ich dann auf meinem dickschädeligen Gaul an der Grenze dessen, was mir kräftemäßig und zeitlich möglich ist, und halte trotzdem die Zügel fest in der Hand. Ich will nix abgeben. Denn die Wäsche falte ja nur ich glatt genug. Nur wenn ich staubsauge, sind die Ecken auch eckig und nicht rund. Nur wenn ich morgens die Kinder anziehe, passt die Strumpfhose zum Shirt und nur wenn ich sie ins Bett bringe, schlafen sie glücklich und zufrieden ein.
Vielleicht können Väter das auch
Vielleicht ist das so. Vielleicht. Möglicherweise ist die Brut aber auch ziemlich glücklich und zufrieden, wenn der Papa sie mal ins Bett „tobt“, wenn die Zusammenstellung der Klamotten keinen Styling-Award gewinnt und wie die Kleidung hinter der geschlossenen Schranktür liegt, schert am Ende doch eigentlich auch wieder nur die Muttis. Wir halten eben gerne fest. Unsere Kinder – das ist gut. Aber auch die Kontrolle – das ist nicht so gut.
Was hab ich hier abends Wäsche gefaltet?! In einer Stimmung, die eine Mischung war aus Missmut über die anfallende Arbeit, und Triumph über den heldenhaften Berg an Tätigkeiten, den ich tagtäglich erklimme. Manometer. Und was habe ich mich davor gefürchtet, dass der Mann ja möglicherweise die Schlüpper anders zusammenlegt als ich?! Jahrelang!
Me-Time Wäschefalten?
Dann war mir irgendwann vieles zu viel. Ich habe gemerkt, dass ich mir viel zu viele Zuständigkeiten aufgeladen habe, sie aber auch irgendwie nicht so gerne abgeben wollte. Dabei ist „Zeit für uns“ doch das rarste Gut der Mütter, und wir alle beklagen stets dessen Mangel. Unter „Zeit für mich“ stelle ich mir aber etwas anderes vor als Trockentücher falten. Also hab ich losgelassen. Und ich musste die Entdeckung machen, dass der Mann zehn Mal akkurater Wäsche faltet als ich. Und dass ich es überlebe, wenn man Shirts im Schrank stapelt, die in verschiedenen Techniken zusammengelegt wurden.
Was die Betüddelung der Kinder angeht, musste ich bereits im Krankenhaus feststellen, dass ich dem nicht alleine gewachsen bin. Mit frischer Kaiserschnittnaht betüddelt es sich ziemlich schlecht. Vor allem, wenn man einen betreuungsintensiven Doppelpack zur Welt gebracht hat. Der Mann hat von Anfang an jegliche Aufgabe in der Kinderbetreuung mit übernommen – vom Stillen dann nun einmal abgesehen.
Wir müssen das nicht alles allein tragen.Natürlich, arbeitsbedingt überwog irgendwann mein Kinderbetreuungsanteil. Aber uns war stets wichtig, dass ich nicht die Einzige bin, von denen die Kinder sich ins Bett bringen lassen. Wir haben es immer wieder versucht. Notfalls, wenn einer der Jungs es sich zu lautstark eingefordert hat, haben wir die Versuche abgebrochen. Das klingt jetzt drastischer als es war, und sicherlich gibt es Kinder, die tatsächlich ganz doll ihre Mama zum Einschlafen brauchen. Dann ist es umso wichtiger, an anderer Stelle abzugeben.
Wenn du dir das nächste Mal denkst, dass das nicht möglich ist, dann hinterfrag diese Annahme vielleicht einfach mal. Stimmt das wirklich oder möchtest du es vielleicht einfach nicht, weil deine persönlichen Qualitätsstandards dann eventuell nicht erfüllt werden. Und wenn ja – sind die wichtiger als deine Gesundheit und dein Wohlbefinden?
Oft machen Väter die Dinge anders als Mütter. Und das ist auch gut so. Mir fällt es auch nicht immer leicht, das auszuhalten. Manchmal muss ich weggucken. Oder den Raum verlassen. Und für die Kinder ist es sicherlich gut, diese Mischung zu erleben und zu lernen, dass eben nicht alle Bezugspersonen gleich ticken.
Denkt immer daran: Ihr seid gute Mütter, auch wenn ihr mal den Papa machen lasst und das Kind ungewaschen ins Bett geht.
Der Beitrag Lass das mal den Papa machen! erschien zuerst auf doppelkinder. |