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Auch wenn die befürchteten Steuerausfälle für Bund und Länder nicht so hoch ausfielen wie befürchtet – die Situation bleibe für den Staat dennoch einmalig, so der Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe in SWR2. Noch nie habe sich der Staat kurzfristig derart hoch verschuldet wie während der Pandemie. Die enorme Erhöhung der Geldmenge bei gleichzeitig stagnierender Wirtschaftsleistung mache eine deutlich höhere Inflation immer wahrscheinlicher.
Ein Mix aus Inflation, Steuererhöhung und sinkenden Staatsausgaben sei ein naheliegendes Rezept, um die Kosten der Krise insgesamt bewältigen zu können. Gewaltige staatliche Investitionsprogramme wie in den USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden seien in der Vergangenheit nicht unbedingt erfolgreich gewesen, so Plumpe. Die wirtschaftshistorische Forschung sei sich heute weitgehend einig, dass der New Deal von Präsident Franklin D. Roosevelt erst mit dem Eintritt der USA in die Kriegsproduktion wirklich zu mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung geführt habe.
Eine höhere Besteuerung der Reichen werde in Deutschland, anders als in den USA, nur sehr begrenzte Wirkung haben. Letztlich müssten, um die Staatseinnahmen signifikant zu verbessern, immer auch die Mittelschichten und der gehobene Mittelstand in eine höhere Besteuerung eingeschlossen werden.
Werner Plumpe ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt/Main. Die Frühjahrsprognose 2021 der Steuerschätzer zeigt, dass Bund, Länder und insbesondere die Kommunen weniger Einnahmeausfälle ansetzen müssen als bisher geschätzt. |