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„Wir werden einander viel verzeihen müssen“, mit diesen Satz hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf viele soziale Konflikte in der Corona-Pandemie hingewiesen. Das Problem an dieser Äußerung sei, dass immer nur andere verzeihen können, sagt der Theologe Peter Dabrock, der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates. Es könne dabei der Eindruck entstehen, dass die Politik sich mit dieser Äußerung eine Art Persilschein gebe. Bei der Aufarbeitung der Pandemie müsse alles auf den Tisch. Gerade angesichts der vielen Toten während der dritten Welle der Pandemie würden viele Menschen sagen: das können sie nicht verzeihen.
Ein Untersuchungsausschuss oder eine Enquete-Kommission seien zu wenig, damit die Politik mit der Zivilgesellschaft über die Aufarbeitung der Pandemie ins Gespräch komme. Die Corona-Pandemie sei die größte nationale Katastrophe seit Beginn der Bundesrepublik. Die Dinge, die nicht gut gelaufen sind, müssten dringend auf den Tisch. Peter Dabrock meint: Wir müssen uns angesichts der gesellschaftlichen Probleme, die die Pandemie verstärkt habe, fragen, ob wir einen neuen Gesellschaftsvertrag brauchen oder einfach so weitermachen wollten wie bisher. Eine „Wahrheits- und Versöhnungskommission“ könne die Spaltung der Gesellschaft in dieser Frage verhindern.
Professor Peter Dabrock lehrt Ethik und Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. |