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Bei den bevorstehenden Lockerungen für Geimpfte und wieder Genesene fehle das Bewusstsein für die unverändert schwierige Situation der Menschen mit geringen Einkommen, so Stefan Sell, Professor für Sozialpolitik an der Uni Koblenz, in SWR2. Die Lockerungen verdankten sich dem Druck der bürgerlichen Schichten, in denen nicht selten das wichtigste Motiv sei, einen Sommerurlaub machen zu können. Darauf reagierten nun auch die Entscheidungsträger.
Menschen mit geringeren Einkommen, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende hätten dagegen weiterhin kaum eine Lobby. Dabei hätten Geringverdiener während der Pandemie die Hauptlast getragen, ein um 50 bis 70 Prozent höheres Infektions- und auch Mortalitätsrisiko. Anders als Besserverdienende könnten sie meistens nicht im Homeoffice arbeiten. Der Konflikt um die Verteilung der Lasten in der Pandemie sei konsequent verdrängt worden.
„Wir müssen das unbedingt thematisieren und aufarbeiten“, sagt Stefan Sell. Neben Geringverdienern hätten gerade Kinder, Jugendliche und Studierende massive Solidarität durch ihr Verhalten gezeigt, ohne dass dies in der Krise zum Thema gemacht worden sei. Das Virus sei nicht der „große Gleichmacher“ gewesen, sondern habe die ungerechte Chancenverteilung in der Gesellschaft deutlicher sichtbar gemacht als je zuvor. |