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Episode:

Betrieblicher Ausbildungsplan für Fachinformatiker – Anwendungsentwickler-Podcast #135

Category: Technology
Duration: 00:47:46
Publish Date: 2019-04-28 22:00:00
Description:

Über den Inhalt und die Erstellung eines betrieblichen Ausbildungsplans für Fachinformatiker spreche ich in der einhundertfünfunddreißigsten Episode des Anwendungsentwickler-Podcasts.

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Inhalt

Begriffsdefinitionen

  • Ausbildungsrahmenplan: Gibt die allgemeinen Inhalte der Ausbildung vor. Er ist bewusst so formuliert, dass er eine lange Gültigkeit hat und nicht ständig aktualisiert werden muss. Er enthält also z.B. keine Programmiersprachen oder Netzwerk-Protokolle. Die aktuelle Version, die 2018 lediglich leicht ergänzt wurde, ist seit dem Jahr 1997 gültig. Der Ausbildungsrahmenplan wird als Teil der Ausbildungsordnung vom Bundesministerium für Bildung vorgegeben (siehe Verordnung über die Berufsausbildung im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik).
  • Rahmenlehrplan: Er enthält die Inhalte, die in der Berufsschule vermittelt werden müssen. Der Rahmenlehrplan wird von der Kultusministerkonferenz vorgegeben (siehe Rahmenlehrplan Fachinformatiker/Fachinformatikerin).
  • Betrieblicher Ausbildungsplan: Überträgt die allgemeinen Inhalte aus dem Ausbildungsrahmenplan auf das konkrete Ausbildungsunternehmen. Hier werden einzelne Technologien, Schulungen usw. konkreten Zeiten während der dreijährigen Ausbildungszeit zugeordnet. Der betriebliche Ausbildungsplan wird vom Ausbildungsunternehmen erstellt und für jeden Azubi individuell angepasst.

Wofür braucht man einen betrieblichen Ausbildungsplan?

Die vorgegebenen Inhalte aus dem Ausbildungsrahmenplan müssen durch das Ausbildungsunternehmen innerhalb der drei Jahre der Ausbildung dem Azubi vermittelt werden. Wie genau das erfolgen soll, muss jedes Unternehmen selbst entscheiden. Vielleicht durchläuft der Azubi im ersten Lehrjahr eine Abteilung, die sich mit Netzwerken beschäftigt, und erst im zweiten Jahr kommt er in die Anwendungsentwicklung. Diesen spezifischen Abläufen wird mit dem betrieblichen Ausbildungsplan Rechnung getragen. Das Unternehmen muss sicherstellen, dass alle nötigen Inhalte (was) vermittelt werden, aber wie, wann, von wem und wo kann es selbst entscheiden. Der betriebliche Ausbildunsplan kann sogar für jeden einzelnen Azubi des Unternehmens individuell erstellt werden, wenn das sinnvoll ist, z.B. wenn bestimmte Abläufe in der Ausbildung von Jahr zu Jahr wechseln.

Als Ausbilder

Für den Ausbilder ist der betriebliche Ausbildungsplan wichtig, damit er sichergehen kann, dass seinen Azubis alle nötigen Kenntnisse des Berufs vermittelt werden, die auch in der Abschlussprüfung abgefragt werden. Außerdem gibt es ganz nebenbei auch eine gesetzliche Vorgabe, nach der jedes Ausbildungsunternehmen verpflichtet ist, einen betrieblichen Ausbildungsplan zu erstellen. Und zwar schon vor Beginn der Ausbildung, da er Teils des Ausbildungsvertrags ist:

Ausbildende haben unverzüglich nach Abschluss des Berufsausbildungsvertrages, spätestens vor Beginn der Berufsausbildung, den wesentlichen Inhalt des Vertrages gemäß Satz 2 schriftlich niederzulegen; die elektronische Form ist ausgeschlossen. In die Niederschrift sind mindestens aufzunehmen 1. Art, sachliche und zeitliche Gliederung [Herv. d. Verf.] sowie Ziel der Berufsausbildung, insbesondere die Berufstätigkeit, für die ausgebildet werden soll […]

Quelle: Berufsbildungsgesetz (BBiG), § 11 Vertragsniederschrift, Absatz 1, Satz 2, Nummer 1

Im BBiG wird diesem Plan auch sein Namen gegeben:

Auf einen betrieblichen Ausbildungsplan [Herv. d. Verf.] im Sinne von § 11 Absatz 1 Satz 2 Nummer 1 […]

Quelle: Berufsbildungsgesetz (BBiG), § 36 Antrag und Mitteilungspflichten, Absatz 1, Satz 3

Und auch laut Verordnung über die Berufsausbildung im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik muss jedes ausbildende Unternehmen einen Ausbildungsplan erstellen, der auf dem Ausbildungsrahmenplan zum Fachinformatiker basiert:

§ 11 (Ausbildungsrahmenplan)

Die in § 10 genannten Fertigkeiten und Kenntnisse sollen nach den in Anlage 2 enthaltenen Anleitungen zur sachlichen und zeitlichen Gliederung der Berufsausbildung (Ausbildungsrahmenplan) vermittelt werden. Eine von dem Ausbildungsrahmenplan abweichende sachliche und zeitliche Gliederung des Ausbildungsinhaltes ist insbesondere zulässig, soweit betriebspraktische Besonderheiten die Abweichung erfordern.

§ 12 (Ausbildungsplan)

Der Ausbildende hat unter Zugrundelegung des Ausbildungsrahmenplanes für den Auszubildenden einen Ausbildungsplan zu erstellen.

Als Azubi

Der Azubi hat auch ein Interesse an einem sinnvollen betriebliche Ausbildungsplan, damit er seine für die Berufspraxis und auch für die Abschlussprüfung nötigen Kenntnisse optimal erlernen kann. Aufeinander aufbauende Themen sollten also z.B. nacheinander und in der richtigen Reihenfolge behandelt werden. Außerdem sollten die schwierigeren Themen vielleicht eher gegen Ende der Ausbildung vermittelt werden. Zuletzt kann der Azubi anhand des betrieblichen Ausbildungsplans auch kontrollieren, ob er in seinem Unternehmen korrekt ausgebildet wird.

Woher bekomme ich als Azubi meinen betrieblichen Ausbildungsplan?

Deinen betrieblichen Ausbildungsplan bekommst du von deinem Ausbildungsunternehmen. Er muss dir zusammen mit deinem Ausbildungsvertrag ausgehändigt werden (s.o.). Solltest du noch keinen Ausbildungsplan bekommen haben, wende dich an deinen Ausbilder oder eure Personalabteilung.

Wie erstelle ich als Ausbilder einen betrieblichen Ausbildungsplan?

Die fachlichen Inhalte der Ausbildung sind durch den Ausbildungsrahmenplan (siehe Anlage 2 Teil A ITKTAusbV) vorgegeben. Auch eine mögliche Aufteilung auf die drei Ausbildungsjahre inkl. Vorschlägen für die zeitliche Dauer ist vorgegeben (siehe Anlage 2 Teil B ITKTAusbV). Die ca. 200 einzelnen Punkte müssen also „nur noch“ in den betrieblichen Ausbildungsplan überführt werden. Dazu kann man z.B. Excel verwenden (siehe Vorlagen weiter unten).

W-Fragen zum Einstieg

Zu jedem Punkt aus der Liste sollte man sich grundsätzlich erst einmal einige „W-Fragen“ stellen (und beantworten):

  • Was soll vermittelt werden? Das steht zwar im Ausbildungsrahmenplan, aber die bewusst allgemein gehaltenen Formulierungen (z.B. 5.2b Programmierlogik und Programmiermethoden anwenden) müssen teilweise erstmal in die Neuzeit bzw. auf konkrete Technologien übersetzt werden (z.B. Java und C#).
  • Wo wollen wir die Inhalte vermitteln? Bei Unternehmen mit mehreren Standorten oder Abteilungen, die die Azubis durchlaufen, muss z.B. der geeignete Ort für den konkreten Inhalt ausgewählt werden.
  • Wer übernimmt die Vermittlung der Inhalte? Das können Ausbilder, Ausbildungsbeauftragte, Paten, externe Dozenten etc. sein.
  • Wie sollen die Inhalte optimal vermittelt werden? Welche Lehr- und Lernmethoden sollen angewendet werden, z.B. Projektarbeit, Selbststudium, Lehrgespräch.
  • Wann werden die Inhalte am besten vermittelt? In welches Ausbildungsjahr passen die Inhalte am besten und welche vorbereitenden Themen müssen evtl. abgehakt sein?

Kritische Bewertung des Ausbildungsplans

Zusätzlich bieten sich die folgenden Fragen an, die vielleicht bei der Abarbeitung der großen Liste helfen und zu einem sinnvollen Plan führen:

  • Welche Ausbildungsinhalte kann das Unternehmen selbst vermitteln bzw. vermittelt es vielleicht sogar schon? Hier kann man die konkreten Schulungen oder Projekte zusammentragen (z.B. Einführungsschulung, Datenbank-Training), ihren Zeitbedarf festhalten, eine sinnvolle Reihenfolge der Inhalte festlegen, zuständige Mitarbeiter benennen und die konkreten Einsätze planen.
  • Welche Ausbildungsinhalte kann das Unternehmen nicht selbst vermitteln? Hier sind evtl. externe Schulungen einzuplanen oder gar Kooperationen mit anderen Unternehmen abzuschließen. Alternativ können die fehlenden Inhalte auch in-house aufgebaut werden.
  • Welche fachlichen Inhalte lassen sich gut gemeinsam vermitteln (z.B. Java und SQL in einem Programmierprojekt mit Datenbankanbindung)?
  • Welche Inhalte lassen sich (auch lehrjahrübergreifend) mehreren Azubis gleichzeitig vermitteln, um Zeit zu sparen?
  • Wie wird der Lernerfolg bei den Azubis kontrolliert, z.B. mit Tests oder Lernzielkontrollen?

Vorlage für den betrieblichen Ausbildungsplan für Fachinformatiker Anwendungsentwicklung und Systemintegration

Vor einiger Zeit habe ich hier im Blog schon einmal eine Vorlage für den Ausbildungsplan zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung in Excel bereitgestellt. Diese Vorlage habe ich nun überarbeitet und sie außerdem auch für Fachinformatiker Systemintegration erstellt.

Sachliche und zeitliche Gliederung

Die Excel-Dateien enthalten sowohl die sachliche, als auch die zeitliche Gliederung aus Anlage 2 (Ausbildungsrahmenplan für Fachinformatiker) der Verordnung über die Berufsausbildung im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik für beide Fachrichtungen des Fachinformatikers inkl. der Änderungen durch die Neuordnung der IT-Berufe im Jahr 2018.

Die sachliche Gliederung enthält alle zu vermittelnden Inhalte, die im Rahmen der Ausbildung den Auszubildenden beigebracht werden müssen.

Sachliche Gliederung des Ausbildungrahmenplans für Fachinformatiker in Excel

Die zeitliche Gliederung enthält die obigen Inhalte auf die drei Ausbildungsjahre verteilt. Hier wird eine sinnvolle Verteilung vorgeschlagen, die die Ausbildungsunternehmen aber nicht einhalten müssen. Vielmehr müssen diese die Inhalte auf die eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten anpassen und damit genau den betrieblichen Ausbildungsplan erstellen.

Zeitliche Gliederung des Ausbildungrahmenplans für Fachinformatiker in Excel

Zu ergänzen sind dann u.a. noch konkrete Beispiele für die Vermittlung der Inhalte und wer die Unterweisung in welcher Form (z.B. Schulung, Selbststudium) durchführen soll.

Download der Ausbildungspläne

Der Vollständigkeit halber habe ich hier auch noch einmal die bis 2018 gültigen Ausbildungspläne verlinkt. Sie sind aufgrund der Neuordnung der IT-Berufe inzwischen veraltet und sollten nicht mehr zum Erstellen neuer Ausbildungspläne genutzt werden.

Mein Vorgehen

Als kleine Hilfe zum Einstieg in die Erstellung des betrieblichen Ausbildungsplans habe ich hier zusammengestellt, wie ich selbst den betrieblichen Ausbildungsplan für die ALTE OLDENBURGER Krankenversicherung AG erstellt bzw. nach der Neuordnung 2018 aktualisiert habe.

Zunächst habe ich mir zu allen Punkten konkrete Beispiele überlegt, um die abstrakten Vorgaben etwas greifbarer zu machen, z.B. die konkrete Programmiersprache Java mit ihren Features. Dann habe ich überlegt, welche Maßnahmen ich bereits für meine Azubis vorbereitet bzw. geplant habe und sie den passenden Punkten zugeordnet (z.B. Java-Schulung oder Azubi-Projekte). Dabei habe ich gleich dokumentiert, in welchem Ausbildungsjahr sie optimalerweise durchgeführt werden sollten bzw. schon werden (z.B. Einführung in Java im 1. Lehrjahr). Und zum Schluss habe ich dann noch Ressourcen ergänzt, die für die Vermittlung verwendet werden können. Für Punkte, die ich noch klären muss (z.B. Inhalte mit Ausbildungsbeauftragten abstimmen) habe ich mir dann nebenbei auch noch einige TODOs ergänzt.

Diese Spalten habe ich rechts neben Spalte C „Fertigkeiten und Kenntnisse, die unter Einbeziehung selbständigen Planens, Durchführens und Kontrollierens zu vermitteln sind“ ergänzt und gefüllt:

  • Beispiele: Welche konkreten Inhalte sind zu vermitteln?
  • Maßnahme: Im Rahmen welcher (bestehenden) Ausbildungsmaßnahmen (z.B. Projekt, Schulung) werden die Inhalte vermittelt?
  • Ausbildungsjahr: In welchem Ausbildungsjahr (1-3) sind die Inhalte sinnvoll?
  • Planung: Findet die Vermittlung immer wieder zu einem bestimmten Zeitpunkt statt oder wenn es gerade zu den sonstigen Tätigkeiten passt?
  • Methodik: Welche Lehrmethode soll eingesetzt werden (z.B. Selbststudium, Lehrgespräch, Projektarbeit)?
  • Ressourcen: Welche (bereits vorhandenen) Ressourcen können zur Vermittlung genutzt werden (z.B. Schulungsunterlagen, Podcast-Episoden)?
  • TODO: Was muss zu diesem Punkt noch geklärt werden, z.B. Rückfragen bei der IHK oder den Ausbildungsbeauftragten oder das Erstellen von Schulungsmaterial.

So sieht dann z.B. das Ergebnis für „5.4 IT-Sicherheit, Datenschutz und Urheberrecht (§ 10 Abs. 1 Nr. 5.4)“ aus:

Beispiel für einen betrieblichen Ausbildungsplan im Bereich IT-Sicherheit

Checkliste für die sachliche Gliederung

  • Enthält die sachliche Gliederung alle Fertigkeiten und Kenntnisse aus dem Ausbildungsrahmenplan?
  • Werden in der Probezeit Ausbildungsinhalte vermittelt, die Aussagen über die Eignung und die Interessen des Auszubildenden ermöglichen?
  • Werden Fertigkeiten und Kenntnisse zu Ausbildungseinheiten zusammengefasst, die sich einzelnen Bereichen des Unternehmens zuordnen lassen?
  • Haben die einzelnen Ausbildungseinheiten einen sinnvollen Umfang (nicht zu lang und nicht zu kurz) bzw. wurden größere Einheiten in mehrere Teile zerlegt?
  • Werden in der gesamten Ausbildung und auch in jeder Ausbildungseinheit die grundlegenden Kenntnisse zuerst vermittelt und die tiefergehenden später?
  • Werden externe Schulungen zeitlich mit den innerbetrieblichen Maßnahmen abgestimmt?

Checkliste für die zeitliche Gliederung

  • Lassen sich die Inhalte in einer normalen dreijährigen Ausbildung vollständig und verständlich vermitteln?
  • Folgt die zeitliche Gliederung einem pädagogischen Konzept?
  • Werden die Termine der Zwischen- und Abschlussprüfungen berücksichtigt?
  • Wird auch die Abwesenheit des Azubis berücksichtigt (z.B. Urlaub)?
  • Falls in der Ausbildungsordnung konkrete Zeiten vorgeschrieben werden, sind diese berücksichtigt?
  • Besteht die zeitliche Gliederung aus überschaubaren Abschnitten, die max. 6 Monate lang sind?

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Der Beitrag Betrieblicher Ausbildungsplan für Fachinformatiker – Anwendungsentwickler-Podcast #135 erschien zuerst auf Fachinformatiker Anwendungsentwicklung.

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